Die Kraft der B2B-Marke

Interview mit Henry Sobieraj, CEO Nickelhütte Aue | Member of JACOB METAL GROUP

Im Business-to-Business (B2B)-Bereich wird die Kraft der Marke als Hebel für den Geschäftserfolg immer noch unterschätzt. Entweder existieren in entsprechenden Unternehmen gar keine Marketing-Abteilungen oder sie fristen nur ein Schattendasein. Denn Marketing wird nicht der richtige Stellenwert eingeräumt, weil Industriegüter, Maschinen, Bauteile oder B2B-Dienstleistungen keine „Schnelldreher” sind. Weil sie sich auch nie an ein Millionenpublikum richten. Weil die Auswahl wirksamer Kommunikationskanäle jedes Mal eine echte Herausforderung ist. Dabei sind die Chancen riesig, im B2B-Umfeld mit einer starken Marke Boden gegenüber Wettbewerbern gut zu machen.

Neuer Markenauftritt für JACOB METAL GROUP

Das sieht auch die JACOB METAL GROUP so. Sie ist eine europaweit agierende Unternehmensgruppe für Metall-Recycling. Die Arbeit an einer starken Marke wurde hier sogar zur Chefsache gemacht. Die Geschäftsführer der verschiedenen Recycling-Unternehmen haben mithilfe der zebra | group einen fast zwei Jahre dauernden Prozess gestartet, um aus einem Verbund von einzelnen Unternehmen eine schlagkräftige Gruppe mit gemeinsamer Vision und Mission zu formen. In zahlreichen Workshops haben wir die Power aus den einzelnen Einheiten zu einem großen Ganzen zusammengeführt, einen neuen Group-Namen gefunden und einen Gesamtauftritt entwickelt, der sich auf europäischem Parkett sehen lassen kann. Den Relaunch begleitete ein interdisziplinäres Team aus Strategie, Beratung, Design, Webdesign und IT der zebra | group gemeinsam mit MINDBOX.

Das Ergebnis aus der Zusammenarbeit der JACOB METAL GROUP mit den Experten der B2B-Markenagentur bringt die neue Brand quasi zum Glühen und wurde mit dem German Design Award „Special Mention” für „Excellent Communications Design - Corporate Identity” ausgezeichnet. Mehr über den neuen Markenauftritt der JACOB METAL GROUP erfahrt ihr im Case auf unserer Website sowie im Film.

Über die Zusammenarbeit mit unserer Agentur, Marken im B2B-Umfeld allgemein und die wirtschaftlichen Herausforderungen im europäischen Markt habe ich mit Henry Sobieraj, dem Geschäftsführer der Nickelhütte Aue GmbH | Member of JACOB METAL GROUP, am Unternehmenssitz in Aue gesprochen.

Markenauftritt Fuer Nickelhuette Aue Member of Jacob Metal Group

Lieber Henry, wir befinden uns hier auf geschichtsträchtigem Boden. Gibst Du uns einen Blick auf die Ursprünge der Nickelhütte Aue?
Henry Sobieraj: Die Nickelhütte Aue hat eine lange Tradition. Sie wurde 1635 als „Blaufarbenwerk“ gegründet und trat dann später als „Blaufarbenkonsortium“ auch schon als Gruppe auf. Das waren selbstständige Unternehmen, die sich für Vermarktung sowie Ein- und Verkauf zusammengeschlossen hatten. Man hat sich also schon einmal vor 370 Jahren mit dem Gruppengedanken beschäftigt. Das finde ich sehr bemerkenswert.

In der Tat, das ist wirklich interessant! Wenn wir nun ins Heute blicken: Wofür steht die JACOB METAL GROUP und warum steht euer Angebot in einer direkten Verbindung zu den globalen Herausforderungen unserer Klimaveränderungen?
Henry Sobieraj: Wir sind Recycler. Unsere Rohstoffe sind seit vielen, vielen Jahren Abfälle, Schrotte und Rückstände. Die bereiten wir wieder auf und führen sie in den Wirtschaftskreislauf zurück. Wir haben uns also schon mit Ressourcenschonung beschäftigt, da war das Wort noch gar nicht bekannt. Dinge, die erst jetzt gesellschaftliche Bedeutung erlangen und über die heute sehr intensiv gesprochen wird, sind seit Jahren Teil unserer Leistung: CO2-Einsparung, Rohstoffeinsparung, Klimaneutralität, Circular Economy. Das macht uns zu Vorreitern. Heute kommen Leute zu uns und sagen: ‚Cool, ihr seid Recycler, ihr tut was für die Umwelt, bei euch möchte ich arbeiten‘.

Viele Unternehmen legen ihren Fokus darauf, immer nachhaltiger zu produzieren. Inwiefern spielt euch das in die Karten?
Henry Sobieraj: Heute möchte jeder möglichst CO2-neutral werden und Recycling-Produkte sind in Sachen CO2 deutlich günstiger. Das spielt uns in die Karten, aber – und da waren wir in der Vergangenheit noch nicht aktiv genug – man muss das auch erzählen. Wenn wir das nur für uns selbst wissen, bringt das relativ wenig.

Die JACOB METAL GROUP ist ein Zusammenschluss aus sechs verschiedenen Recycling-Unternehmen in Europa. Beschreibst Du uns, wie ihr euch vermarktet habt, bevor ihr den gemeinsamen Auftritt gestartet habt?
Henry Sobieraj: Jedes Unternehmen hat ein bisschen sein eigenes Ding gemacht. Bis wir gemerkt haben, dass wir uns manchmal gegenseitig auf den Füßen standen, weil man nicht ohne Weiteres erkennen konnte, dass wir zusammengehören. Ich möchte ein Beispiel geben: Wir bekamen eine Kundenanfrage zu einem speziellen Recyclingmaterial. Gleichzeitig wurde es auch bei unseren Kollegen in Ennepetal angefragt. Dabei konnte es im schlimmsten Fall passieren, dass wir uns in den Verhandlungen gegenseitig die Preise hochgetrieben haben.

Mit Blick auf die großen Wettbewerber stellten wir fest, wie diese schneller wuchsen als wir. Das war im Markt auch zu sehen. Nun ist Wachstum für uns nicht alles, um erfolgreich zu sein. Wenn man im Markt aber nicht sieht, wie groß wir tatsächlich sind, bleiben wir hinter unseren Möglichkeiten zurück. Das waren zwei wesentlichen Erkenntnisse, um das Thema Gruppe ganz neu anzugehen. Wir wollten nach außen dokumentieren, was wirklich in uns steckt.

(Foto: Die Geschäftsführer der JACOB METAL GROUP)

Ein erster Schritt unseres Projektes war eine ganze Reihe von Workshops, bei denen die Mission erarbeitet wurde. Wie hat das funktioniert?
Henry Sobieraj: Obwohl wir als Gruppe Konzerngröße haben, sind wir ein mittelständisch geführtes Unternehmen. Vision, Mission und Werte wurden zwar in den einzelnen Unternehmen gelebt, aber einen Austausch und Abgleich gab es noch nicht. In den Workshops haben wir uns dem gestellt. Was macht uns aus? Wo wollen wir hin? Sowohl mit den Mitarbeitern als auch unter den Geschäftsführern war es gar nicht so einfach, eine gemeinsame Vision und Mission in wenigen Worten zu umreißen. Da ist es gut, wenn dieser Prozess durch kompetente Experten begleitet wird, damit man am Ende des Tages eine Lösung entsteht, die zu uns passt und mit der wir uns identifizieren können.

Wie ist es euch gelungen aus vielen Teilen ein Ganzes zu formen?
Henry Sobieraj: In meinen Augen war es ein zentraler Punkt, dass jeder etwas von seinen Eigenheiten, wie dem eigenen Auftritt oder dem eigenen Selbstverständnis, in den Topf geworfen hat. Das galt es dann in zahlreichen Diskussionsrunden immer weiter zu verschmelzen. So ist am Ende ein Ergebnis herausgekommen, mit dem alle zufrieden waren.

Ihr habt ja den Roll-Out im letzten Jahr gemacht. Hast du firmenintern zwischen den Unternehmensteilen neue Synergien beobachten können?
Henry Sobieraj: Ja, da gibt es verschiedene Aspekte. Intern ist das größere Ganze jetzt für unsere Mitarbeitenden viel transparenter: Mission, Vision, Werte. Wir können uns aktiv damit auseinandersetzen und viel besser deutlich machen, was wir wollen. Andersherum ermöglicht die Klarheit mehr Verständnis und Involvement. Außerdem wächst das Gefühl für die Gruppenzusammengehörigkeit. In diesem Zusammenhang haben wir sehr viel gemacht. Wir haben eine gemeinsame Ausbildung von Führungskräften implementiert. Die nennt sich Jacob Metal Academy. Es gibt jetzt auch gemeinsame Treffen von bestimmten Fachkreisen über alle Unternehmen hinweg. So tauschen sich beispielsweise die Betriebsleiter der Gruppe regelmäßig aus.

Die Nickelhütte Aue wurde in diesem Jahr Gewinner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises, der von der gleichnamigen Stiftung in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden und Wirtschaftsvereinigungen verleihen wird. Inwiefern hilft die neue Marke bei der Sichtbarkeit eines solchen Erfolgs?
Henry Sobieraj: Ja, beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis stehen beispielhafte Konzepte gegen die Erderwärmung und gegen die Verschwendung von Ressourcen im Fokus. Es hat uns mit Stolz erfüllt, dass wir diese Ehrung erhalten haben. Die Nickelhütte stellt aus Galvanikschlämmen und Rückständen der metallverarbeitenden Industrie durch Recyclingverfahren Nichteisen-Metallkonzentrate her, um sie unter anderem zu Nickel-, Kobalt- und Kupferchemikalien zu veredeln. Die Rückgewinnung von Tonnen dieser hochwertigen Nichteisenmetalle vermeidet Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid, die durch den Abbau von Erzen freigesetzt werden würden. Nun ist das streng genommen ein Schwerpunkt der Nickelhütte Aue. Unser neuer gesamtheitlicher Gruppenauftritt macht diesen Erfolg aber zum Erfolg aller. Denn die Abstrahlungseffekte in die gesamte JACOB METAL GROUP sind viel größer geworden.

(Fotos: Fotos: Dirk Rückschloß/pixore)

Vor dem öffentlichen Rollout hattet ihr einen internen Rollout. Zuerst unter den Führungskräften, dann mit allen Mitarbeitenden. Wie wichtig war das für den Prozess?
Henry Sobieraj: Man muss ganz klar sagen: In der heutigen Zeit sind die Menschen das höchste Gut eines Unternehmens. Ohne die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kann nichts gehen. Punkt. Wenn man also solche grundlegenden Veränderungen vornimmt, müssen alle mitgenommen werden. Und weil man nicht mit allen persönlich reden kann, übernehmen das unsere Führungskräfte und ausgewählte Mitarbeitende. Ich bin mir sehr sicher, es gab nach den ersten Wochen Leute, die gesagt haben: ‚Was ist das denn für ein Mist?‘ Da ist es dann gut, wenn andere Kollegen und Kolleginnen oder sogar die Führungskraft in den Dialog treten kann, weil wir das Ganze aber auf breiter Basis ausgerollt haben.

Die JACOB METL GROUP bewegt sich fast ausschließlich in B2B-Kontexten. Welche Rolle spielt das Thema „Marke“ in diesem Umfeld?
Henry Sobieraj: Der neue Markenauftritt bedeutet für uns: Wir sind größer, wir werden am Markt besser wahrgenommen. Unsere eigentliche Größe erschließt sich nun; von innen wie auch von außen. Entscheidern in Unternehmen gibt es eine Vorstellung von Leistungskraft und Sicherheit. Bei Mitarbeitenden wächst der Stolz auf den Arbeitgeber. Selbst bei potentiellen neuen Fachkräften hat der neue Markenauftritt positive Effekte, denn er erhöht die Attraktivität und Anziehungskraft im Employer Branding.

Last but not least natürlich die Frage: Warum habt ihr euch für zebra entschieden, diesen Prozess zu begleiten?
Henry Sobieraj: Wir hatten vorher schon mit einer anderen Agentur begonnen, aber das hat nicht unbedingt gepasst. Als Nickelhütte Aue waren wir kein unwesentlicher Treiber dieses Prozesses und haben uns darum gekümmert. zebra ist hier bei uns in der Nähe. Die sind gut, die haben viele große Sachen gemacht, Preise gewonnen. Warum also nicht die Besten nehmen?

Vielen Dank für das Gespräch und die wertschätzenden Worte, Henry!

Sollten Sie jetzt auch darüber nachdenken, Ihrer Marke mehr Aufmerksamkeit zu schenken, dann melden Sie sich gern bei uns. Wir unterstützen auch Sie gern dabei, das Kraftpotenzial Ihrer Marke auszuschöpfen, ob für Business-to-Business, Business-to-Consumer oder Business-to-Employee.

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