Ideenfindung ist nicht nur was für Kreative
Kommunikationsagentur lädt zum Team-Workshop mit Martin Gaedt
Ideen sind der Kern von Veränderung, von Erneuerung und ganz zufällig auch der Kern unserer Produkte als Agentur für Werbung und Kommunikation. Ideen entwickeln wir jeden Tag, nicht nur in der Kreation, sondern auch in den Digitalteams, in der Beratung, im Projektmanagement, in der Strategie oder im Bereich Social Media. Kritik, Widerspruch und Neugier sind die Basis für gute Ideen – gepaart mit Humor, Überraschung und Risiko.
Dieses gemeinsame Verständnis wollten wir mit allen Mitarbeitern unserer Agenturgruppe aus Chemnitz, Dresden und Leipzig in einem kurzweiligen und ganztägigen Live-Team-Event vertiefen. Also haben wir alle in die Halle des Kraftverkehr Chemnitz eingeladen zu „ROCK YOUR IDEA” – ein inspirierendes Provotainment mit Buchautor und Keynote Speaker Martin Gaedt.
Er spannt den Rhythmus der Ideen-Entwicklung für sämtliche Bereiche und zeigt, dass Kreativität und Ideenfindung nicht nur was für Kreative ist, sondern jeder und überall kultivieren kann. Martin Gaedt beleuchtet dabei das Wesen von Veränderung. ALLES geht anders. Und es beginnt mit einer Idee. Im Kleinen wie im Großen. Martin Gaedt rüttelt auf, er inspiriert, er stößt an. Seine Provotainment-Events sind eine spannende Mischung aus packenden Vortragselementen, Wissen, Anekdoten und Alltagstools für die Ideenfitness.
Der Tag war gespickt mit kleinen 10- bis 20-minütigen Workshop-Einheiten, bei denen jeder immer wieder mit einem anderen Kollegen zusammenarbeiten durfte. Das hat nicht nur Spaß gemacht, sondern uns auch in der Agenturgruppe zueinander gebracht. Martin Gaedt ruft zu mehr Respekt und Wertschätzung auf, zu offenen Gesprächen und Strukturen und wirbt für den Mut zur Veränderung.
Und für ein paar spannende Antworten hatte er sogar auch noch Zeit:
Joerg Fieback: Du warst vor Kurzem in einem HR-Podcast zu hören und der Moderator war total begeistert von den vielen Recruiting-Hacks, die du da von dir gegeben hast. Da drängen sich zwei Fragen auf: Warum sprudeln bei dir die Ideen und bei anderen nicht? Und: keine Angst, dass dir andere deine Ideen klauen?
Martin Gaedt: Mein Sprudeln von Ideen läuft auf Hochtouren, wenn ich herausgefordert werde. Das können Fragen in Interviews sein oder Aufgaben von Kund:innen. Viele Projekte und Firmen habe ich auch selbst gegründet. Da ich weiß, dass alles anders geht, ist es für mich normal, in Alternativen zu denken. Ich suche nach Optionen, und davon gibt es immer Hunderte. Gerade im Recruiting sind Hacks oft günstiger und erfolgreicher als die klassische Stellenanzeige. Da das Neue jedoch immer ein Risiko bleibt, nutzen die meisten trotzdem den Standard. Macht man halt so. Gefühlt ist das sicherer, und wenn das ohne Erfolg bleibt, ist der Fachkräftemangel schuld. Diese Ausrede steht seit 1984 täglich in den Medien, während die Zahl der Fachkräfte auf den Rekordwert von 45 Millionen gestiegen ist. Ersetze das Wort „Fachkräftemangel“ durch „Kundenmangel“ und du weißt, was zu tun ist. Marketing und Vertrieb.
Die meisten Ideen werden nicht geklaut, sondern sie entstehen parallel. 2005 habe ich auf einer Web-Plattform einen Mix aus gutefrage.net und nebenan.de gestartet, bevor es gutefrage.net und nebenan.de gab. Wir waren nicht erfolgreich, und ich gönne anderen ihren Erfolg. Gegen Ideenklau hilft, die Wirkung zu zeigen, ohne das Rezept zu verraten. Und natürlich melde ich auch Marken an, wenn ich Worte schützen will. Wenn Unternehmer:innen meine HR Hacks umsetzen, freue ich mich.
Erfolgsautor Martin Gaedt (links) und zebra-Chef Joerg G. Fieback (rechts)
JF: Du sagst, es gibt keine neuen Ideen, sondern das Ergebnis entsteht aus dem Mix gängiger Zutaten. Also, umdrehen, kombinieren und neu mixen. Dann müssten doch alle jederzeit mit supertollen Ideen um die Ecke kommen – aber in der Realität ist das nicht so. Woran liegt’s und wie macht man’s richtig
MG: Ja, jeder Mensch kann jederzeit Neues im Überfluss mixen. Das braucht Raum und Zeit! Viele Menschen sind im Alltag überfordert, die Agenda ist zu voll und der Standard blendet. Ein Beispiel ist die wertvolle Aufgabe von Pflege-Fachkräften. Sie werden in Deutschland strukturell überfordert und ausgenutzt. Das führt zu 21 Krankentagen im Durchschnitt laut der TK und Platz 1 in der Krankenstatistik. Mehr Pflegekräfte verlassen die Pflege – genannt #Pflexit - als hinzukommen. In Schweden gibt es ein Modell 3:3. Drei Tagen Arbeit und drei Tage garantierte Erholung. So bleiben Pflegekräfte länger gesund in der Pflege. In den Niederlanden ist der Unternehmer Jos de Blok seit vielen Jahren mit Buurtzorg der beliebteste Arbeitgeber. Die Patient:innen werden schneller gesund, und Mitarbeiter:innen sind seltener krank. Jos de Blok spart Staat und Krankenkassen 35 Prozent der Kosten. Dafür hat er ein Element gestrichen: Es gibt kein Management. Seine 14.000 Mitarbeiter:innen organisieren ihre tägliche Arbeit selbst. Eine Pflege-Fachkraft weiß am besten, wie viel Zeit die Kund:innen brauchen.
Streichen und Mixen von Zutaten sind handfestes Werkzeug und die Ergebnisse konkret. Jos de Blok hat die Pflege nicht komplett neu erfunden, er hat das teuerste und ineffektivste Element gestrichen. Genau kann jede Branche streichen und jeder Mensch supertolle Ideen kombinieren. Die Show „The Voice“ hat ein Element geändert. Die Jury sieht die Sängerinnen und Sänger nicht. Das Sehen wurde gestrichen. Weltweit wird „The Voice“ gefeiert. Ja, das kann jede:r entwickeln. Doch unser Blick für Neues ist verstellt von Gewohnheiten und überforderndem Alltag. Deshalb ist Streichen und Platzschaffen oft der Anfang des Neuen.
JF: In unserer Branche kommt es auf die zündende Idee an. Das kann man ja nicht wirklich lernen, oder doch?
MG: Niemand geht ein Mal joggen, und meldet sich zum Marathon an. Niemand spielt zwei Mal Klavier und mietet dann die Elbphilharmonie und nimmt Eintritt. Joggen und Klavierspielen wird trainiert. Genauso lässt sich Trompete und Saxofon, Programmieren und Fremdsprachen, Physik und Psychologie lernen. Warum sollte einzig die Kreativität nicht trainierbar sein. Zündende Ideen ist Arbeit und Training.
Jeder Mensch kann einen Prozess oder eine Dienstleistung verändern durch Streichen und Vereinfachen. Schon ist der Prozess neu. Gegenstände werden umgedreht. Neu. Materialien werden ersetzt. Neue Idee. Deshalb sage ich, Ideen zu entwickeln, ist ein trainierbares Handwerk. Alles andere ist eine Verklärung von Kreativität oder eine faule Ausrede. Kreativität ist harte Arbeit.
Natürlich ist die Idee nur der Start. Dann werden Ideen getestet in Erlebnissen, Prototypen und Pilotprojekten. Dabei werden die Talente von Ideen entdeckt, und sie reifen wie ein Baby zum Kind und zum Erwachsenen.
JF: Kannst du dein „Trainingsprogramm“ konkret beschreiben? Was unterscheidet dein Programm von anderen?
MG: Nimm einen Gegenstand oder ein Angebot, definiere sechs Elemente und streiche davon drei und steigere drei. Neu. Steigern, streichen. Neu. Streichen, steigern, streichen. Neu. Mach das hundert Mal, und du hast 100 neue Ideen. Dasselbe passiert, wenn du Elemente neu kombinierst. In Beton werden lebende Sporen gemischt. Der Beton kann so Risse schließen und sich quasi selbst heilen. Brücken müssen seltener abgerissen und neu gebaut werden. Das spart CO2. Immer mehr Wolkenkratzer werden aus Holz gebaut. Holz ersetzt Beton. Auch das reduziert CO2. Der erste Satellit aus Holz fliegt im Herbst ins All. So kann der Weltraumschrott reduziert werden. In Paris, Brüssel und ganz Spanien gilt Tempo 30 im innerstädtischen Verkehr. Das veränderte Gesetz reduziert schwere Verletzungen und Tote im Straßenverkehr. Kreatives Handwerk ist auch vertiefen, entdecken, übertragen, vereinfachen, infrage stellen, Fehler machen, ausprobieren, umdrehen, verzaubern und träumen.
Jede Struktur war mal eine Idee, die sich wieder streichen und vereinfachen lässt. Solarenergie ist die günstigste Stromquelle, die es in der Menschheitsgeschichte gab. Der Preis wurde in zehn Jahren um 89 Prozent reduziert. Inzwischen werden Solar-Module über Parkplätze, Kanäle und Autobahnen gebaut und so der Nutzen erhöht. Kreativität sollte sich immer um Bedürfnisse drehen und die Frage WaBriMiDa? beantworten. Was bringt mir das? Alles geht einfacher, humorvoller, umweltschonender und menschenfreundlicher.
JF: Mal ehrlich, wann hast du schon einmal auf dem Schlauch gestanden und keine Idee gehabt?
MG: Seit 1999 habe ich zehn Firmen gegründet. Die Firmen Younect und Cleverheads mussten Insolvenz anmelden. Das waren die dunkelsten Zeiten, die ich keinem wünsche. Auch wenn jeder Investor weiß, dass die meisten Gründungen nicht erfolgreich werden, fühlt es sich für mich als Gründer wie Versagen an gegenüber Kund:innen, Mitarbeiter:innen und Investor:innen. In diesen Situationen hatte ich keine Idee, um die Insolvenz abzuwenden.
JF: Und nicht jede Idee ist auch eine gute Idee … Wie finde ich heraus, ob sie funktioniert?
MG: Die meisten Ideen sind Schrott. Für einen Karat Diamant braucht man 150.000 Tonnen Geröll. Die meisten Ideen führen ins Nichts oder sind ein Sprungbrett zur besseren Idee. Deshalb gilt am Anfang: Alles sagen, schreien, singen und teilen. Gottlieb Daimler meinte 1895, mehr als 5.000 Autos werden nicht gebaut, denn es gäbe nicht genug Chauffeure. Die Vorstellungskraft ist immer unsere Bremse. Daimler würde sich erschrecken, Milliarden Autos zu sehen. Und nun gilt es, eine Welt mit weniger Autos und gleichzeitig mehr Mobilität zu entwickeln. Eine tolle Herausforderung.
JF: Macht eigentlich Technologie den Erfolg aus oder Strategie? Und was unterscheidet eine Strategie von einer Idee?
MG: Ich unterscheide vier Phasen der Ideen-Entwicklung und Etablierung. Optionen und absurde Ideen spinnen. Dann wird die Resonanz durch Prototypen und Pilotprojekte getestet. Experimente zeigen die Wirkung. Das braucht Raum und Zeit. Aus den Versuchen werden die Key-Erfolgs-Faktoren bestimmt und neue Spielregeln definiert. Dieses neue Spiel, also das neue Angebot wird trainiert und vermarktet. Ist die Gruppe der Nutzer:innen groß genug, ist die Idee etabliert.
Erfolg ist immer eine Mischung aus Idee, Strategie und klaren Spielregeln, die Menschen begeistern.
JF: Wie wichtig ist Ernst/Konzentration? Wie fokussiere ich mich, wenn mir durch dein Trainingslager dauernd 1000 Ideen durch den Kopf schwirren?
MG: Immer wieder Elemente am Vorhandenen zu streichen, ist Arbeit. So lange Material zu ersetzen, bis der Bau einfacher und ressourcenschonender geht, ist Arbeit. Eine Landwirtschaft zu entwickeln, von der Böden nicht zerstört und Landwirte gut leben können, ist Arbeit. Chemnitz 2025 zu entwickeln, war Arbeit. Der Fokus sollte immer auf einer Menge von Optionen, gezielten Experimenten und wenigen neuen Key-Erfolgs-Faktoren liegen.
Dass derzeit die Kohleenergie und klassische Landwirtschaft mit Milliarden Euro subventioniert werden, ist Ausdruck von zu wenig praktizierter Kreativität. Geld wiegt die Ideenlosigkeit auf.
JF: Wie wichtig ist Fort- und Weiterbildung?
MG: Erfolg bedeutet immer, mehr Training. zebra spielt in der Bundesliga der Werbeagenturen. Wie wichtig ist Training bei Fußballmannschaften in der Bundesliga? Je erfolgreicher, desto mehr Training ist sinnvoll, um oben zu bleiben.
Ich weiß, dass ich das meiste nicht weiß. Deshalb bin ich Besserfrager statt Besserwisser. Zu betonen, was ist weiß, ist für mich Zeitverschwendung, wenn ich gleichzeitig was Neues lernen kann.
JF: Und wie wichtig ist Spaß?
MG: Spaß und Humor sind gerade in der Ideenfindung wichtig. Lachen fördert die Lockerheit und wirklich neue Ideen müssen überraschen wie die Pointe von einem Witz. Was nicht überrascht, ist nicht neu. Neu ist unbekannt, quasi noch im Dunkeln. Wenn jemand „geht nicht“ sagt, lacht laut. Geht noch nicht bedeutet, ihr seid an der Schwelle zur Innovation. Ginge es schon, wäre es nicht neu.
Ideen sind wie Witze, um die Ecke gedacht. Lachen hilft, dass scheinbar absurde Ideen bei euch landen können. Nur was anfangs absurd wirkt, ist wirklich neu. Also lacht und habt Spaß.
Eine Menge Spaß und viel gelacht hatten wir bei unserem gemeinsamen Workshop auf jeden Fall! Vielen Dank, Martin, für deine Inspirationen und den schönen Tag - auch im Namen vom gesamten zebra- und Mindbox-Team! Und vielleicht sehr gern bis zu einem nächsten Mal!
Werdet Teil der zebra-Herde!
Wenn ihr auch nur so vor Ideen sprudelt oder große Lust habt, diese in kreative Bahnen zu designen oder im Web umzusetzen, dann meldet euch. Werdet ein Teil der zebra | group, ob in Chemnitz, Dresden oder remote! Freie Stellenangebote in unserer Agenturgruppe gibt's auf unserer Karriereseite
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zebra | group GmbH
Lisa Gilian
HR Managerin